AMF-Preis

Preisverleihung 2022

Mit Claudine Nierth zeichnete die Jury für den "Alfred-Müller-Felsenburg-Preis für aufrechte Literatur" 2022 eine Autorin aus, "die sich in herausragender Weise und mit einem hohen persönlichen Wirkungsgrad für eine lebendige Demokratie engagiert". Die aus Schleswig-Holstein stammende Nierth setzt sich seit den 1980er Jahren für Volksentscheide und Direkte Demokratie ein, seit 1998 ist sie als Bundesvorstandssprecherin für den Verein "Mehr Demokratie e.V." tätig. Zudem ist sie Mitinitiatorin des ersten Bürgerrats im Bundestag. In ihrem jüngsten Buch "Die Demokratie braucht uns!" vertritt sie die These, dass Politiker*innen oftmals viel ohnmächtiger in ihren Handlungsspielräumen sind, als dies allgemein erwartet wird, während es gerade die Menschen auf der Straße seien, die die Macht innehätten, das aber unterschätzten.

Zu Beginn der musikalisch von Jörg Budde begleiteten Preisverleihungsmatinee am 28. August 2022 in Unna begrüßte zunächst der erste Vorsitzende des Westfälischen Literaturbüros, Staatsminister a.D. Wolfram Kuschke, die Zuschauer*innen, die Preisträgerin und die weiteren anwesenden Gäste und schlug dabei den Boden von Nierths Buch zum berühmten Aufruf Willy Brandts "Last uns mehr Demokratie wagen". Auch der Vorsitzende des Sekretariats für den AMF-Preis, Thorsten Trelenberg, begrüßte alle Anwesenden und dankte insbesondere den Vertreter*innen aus der Politik für ihr Kommen, in dem sich ihre Wertschätzung für die Preisträgerin und ihr Anliegen genauso ausdrücke, wie für die Ziele dieses einzigartigen Literaturpreises mit langer Tradition, der nun bereits seit zehn Jahren regelmäßig in Unna vergeben wird.

Der Landrat des Kreises Unna, Mario Löhr, betonte in seinem Grußwort vor dem Hintergrund gegenwärtiger gesellschaftlicher Herausforderungen und Zumutungen die Wichtigkeit, mit den Bürger*innen ins Gespräch zu kommen und sie hierauf einzustimmen. Der Zusammenhalt in der Gesellschaft werde künftig von noch größerer Wichtigkeit sein. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Kreisstadt Unna, Renate Nick, ging in ihrem Grußwort unter anderem auf die aus ihrer Sicht zentralen Eigenschaften einer "aufrechten Person" wie Ehrlichkeit, Loyalität und Fairness ein, die mit einer Auszeichnung wie dem AMF-Preis angemessene Würdigung erhielten. Der ebenfalls bei der Preisverleihung anwesende Sohn des namensgebenden Schriftstellers Alfred Müller-Felsenburg, Michael Fallenstein, äußerte in seinem Redebeitrag zwar seine grundsätzliche Skepsis gegenüber Bürgerbegehren und Volksentscheiden, die nach seiner Erfahrung häufig aus egoistischen Motiven heraus gestartet würden. Ganz im Geiste des Buches der Preisträgerin zeigte er sich aber offen für einen kritischen Dialog hierüber.

Da die vorgesehene Laudatorin Iris Witt, Geschäftsführerin der Heinrich-Böll-Stiftung NRW, leider erkrankt war, verlas an Ihrer Stelle Thorsten Trelenberg ihre Rede auf Claudine Nierth, deren Buch er des Weiteren als "Liebeserklärung an die Demokratie" bezeichnete, eher er im Gespräch mit der Ausgezeichneten, ihre Biographie und politische Agenda näher vorstellte. Die Preisträgerin plädierte hierbei auf mitreißende Art vor allem dafür, dass die Bürger*innen in Deutschland keinesfalls von dem Bemühen ablassen dürften, politisch anders Denkenden zuzuhören und diesen gegenüber Verständnis aufzubringen. Das sei nicht gleichbedeutend damit, ihre Meinung teilen zu müssen. Andere Meinungen könne und dürfe man grundsätzlich auch ablehnen, sogar verachten, niemals aber andere Menschen.

Veranstalter: Sekretariat für den Alfred-Müller-Felsenburg-Preis in Kooperation mit dem Bereich Kultur der Kreisstadt Unna und dem Westfälischen Literaturbüro in Unna e.V.